14.01.2022
Empfehlungen zur Nistkastenreinigung
Die Vögel, die als Standvögel früh versuchen ihre Reviere zu sichern, wissen meist schon jetzt sehr genau welche Nistgelegenheit sie später gerne nutzen möchten. Wer also noch vorhat weitere Nistgelegenheiten für Höhlen- und Halbhöhlenbrüter anzubringen oder seine Nistkästen reinigen will, sollte das möglichst früh machen. Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) empfiehlt dafür den Herbst (September-Oktober). Für die Meisen, die auch jetzt meist paarweise auftreten, dient die Beschäftigung mit den möglichen Niststätten im Herbst/Winter auch zur Intensivierung der Partnerbindung. Das gilt aber ebenso für viele weitere Vogelarten.
Eine Nistkastenreinigung sollte man im Vollwinter eher unterlassen, da Altnester auch wärmende Nachtquartiere bei kalter Witterung sein können und Überwinterungsort von Insekten und ggf. kleineren Säugetieren sind. Auch kann das Ausräumen des Kastens, der sich als kommende Niststätte eignet und der aktuell auch als Unterschlupf genutzt wird, von den Tieren als störend empfunden werden (z.B. Sperlinge, Meisen). Er ist dann, aus den Augen der Vögel, ggf. nicht vor Feinden sicher.
Überraschung bei der Nistkastenreinigung in Bonn: die in NRW Rote-Liste 1-Art Gartenschläfer im Winterschlaf. Deshalb vorsichtig einen Blick auf und in den Inhalt werfen und in solchen Fällen den Kasten zurückhängen wie vorgefunden. Foto: Barbara Hußmann
Spätestens vor der Brutsaison Ende Februar sollte die Nistkastenreinigung aber dann durchgeführt sein oder auf den Herbst verschoben werden. Beobachten Sie im Zweifelsfall, ob der Nistkasten noch genutzt wird. Schon hoch mit Nistmaterial gefüllte Kästen können für die kommende Brut ungünstig sein, da der weiter erfolgende Ausbau mit Nistmaterial dazu führt, dass Eier und Küken zu hoch liegen und von Räubern besser erreicht werden. Bei weniger gut isolierenden oder leicht zugigen Kästen kann bei einer Reinigung im Winter ggf. eine dünne Schicht trockener Blätter oder Gräser hinterlegt werden.
Nistkastenreinigungen müssen nicht zwangsweise sein, das passiert auch nicht in Naturhöhlen. Es erhöht aber die Nutzungsfrequenz und beugt einem zu starken Parasitenbefall vor. Die Verwendung von Reinigungschemikalien muss aber unterbleiben. Ein Auskratzen mit der Kelle und ggf. Ausbürsten reicht in der Regel aus. Bei stärkerer Verschmutzung kann der Kasten auch abgehängt und mit Wasser und Bürste gereinigt werden (gut trocknen lassen). Bei Schwalben und Mauerseglern müssen die eigentlichen Nester erhalten bleiben und können höchstens ausgebürstet werden.
Besonders in Gebieten, wo auch mit Siebenschläfer und Gartenschläfer zu rechnen ist, ist das Innere des Kastens sorgfältig zu sondieren, ob er nicht als Winterschlafstätte genutzt wird. In diesem Fall sollte man den Kasten so belassen wie er vorgefunden wurde. Dieses auch, wenn sich dort Fledermäuse finden. Generell sollte die Nistkastenfüllung erst einmal vorsichtig herausgehoben werden und auch auf weitere Überwinterer wie Hummelköniginnen oder andere Insekten geachtet werden.
Immo Vollmer, Dipl.-Biologe und Naturschutzreferent der NI