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09.06.2022

Windenergieanlagen in unseren Wäldern bedeuten auch Kulturverlust 

Ein Beitrag von Prof. Dr. Herbert Zucchi

Geerdet worden bin ich im Schatten nordhessischer Laubwälder. Aufgewachsen in einem ländlichen Umfeld am Rande der Stadt Kassel, war mir der tägliche Blick auf die bewaldeten Hänge der dortigen Mittelgebirge und das regelmäßige Eintauchen in die Buchen-, Buchen-Eichen- oder Eichen-Hainbuchenwälder etwas sehr Vertrautes und Liebes. Das diesen Wäldern innewohnende Geheimnisvolle, von mir als Kind ganz stark empfunden, hat mit Sicherheit daran mitgewirkt, dass ich Biologe und Naturschützer geworden bin.

Ich ging im Walde so für mich hin

In lebendiger Kindheitserinnerung sind mir die vielen Spaziergänge und Wanderungen mit meinem Großvater oder meinem Vater in die Wälder der näheren und weiteren Umgebung, etwa in den Habichtswald oder in den Reinhardswald mit seinen alten Baumgestalten. Mein Großvater stimmte dann oft das Lied „Ich ging im Walde so für mich hin, und nichts zu suchen, das war mein Sinn“ an, das ich bald mitsingen konnte. Der Text stammt von Johann Wolfgang von Goethe und vertont wurde er von Heinrich Lang. Meinen Vater sehe ich noch vor mir, wie er, auf dem Hohen Dörnberg nahe Zierenberg im Landkreis Kassel stehend, Eichendorffs Gedicht „Abschied im Walde bei Lubowitz“ rezitiert: „O Täler weit, o Höhen, o schöner grüner Wald, du meiner Lust und Wehen andächtger Aufenthalt!“ Diese Erlebnisse aus meiner Kinderzeit in der waldreichen Landschaft Nordhessens haben mich in zweierlei Hinsicht geprägt: Ich konnte eine tiefe emotionale Beziehung zu Natur und Landschaft entwickeln, und die Türe zu einem Aspekt unseres kulturellen Erbes tat sich für mich auf. Es ist unwahrscheinlich, dass sich dieser Prozess auf gleiche Weise in einer durch Windenergieanlagen aufgerissenen industrialisierten Waldlandschaft abgespielt hätte. Und es ist ebenso unwahrscheinlich, dass sich unter solchen Umständen Schriftsteller und Dichter so vielfältig über den Wald geäußert hätten.

Beispiele für Wald in der Dichtung

Nachfolgend seien einige wenige Beispiele aufgeführt, wie der Wald Menschen unterschiedlicher Epochen zum Verfassen wunderbarer Texte inspiriert hat. Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) schreibt in seinem Gedicht „Wanderers Nachtlied“, welches Franz Schubert vertont hat:

Über allen Gipfeln
ist Ruh,
in allen Wipfeln
spürest du
kaum einen Hauch.
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
ruhest Du auch.

Bei Theodor Storm (1817-1888) heißt es im Gedicht „Ein grünes Blatt“:

Ein Blatt aus sommerlichen Tagen,
ich nahm es so beim Wandern mit,
auf dass es einst mir möge sagen,
wie laut die Nachtigall geschlagen,
wie grün der Wald, den ich durchschritt.

In Erich Kästners (1899-1974) Gedicht „Die Wälder schweigen“ lautet die letzte Strophe:

Die Seele wird vom Pflastertreten krumm.
Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden
und tauscht bei ihnen seine Seele um.
Die Wälder schweigen, doch sie sind nicht stumm,
und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.

Hermann Hesse (1877-1962) schreibt in seinem Prosatext „Bäume“:

Wandersehnsucht reißt mir am Herzen, wenn ich Bäume höre, die abends im Wind rauschen. Hört man still und lange zu, so zeigt auch die Wandersehnsucht ihren Kern und Sinn. Sie ist nicht Fortlaufenwollen vor dem Leiden, wie es schien. Sie ist Sehnsucht nach Heimat…

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die aufgeführten Dichter die schöpferische Kraft für solche wunderbaren Texte in einer verspargelten Waldkulisse aufgebracht hätten. Windenergieanlagen im Wald bringen uns auch um ein herausragendes Stück unserer Kultur, welches spätestens in der nächsten Generation nicht mehr nachvollziehbar sein wird.

Prof. Dr. habil. Herbert Zucchi, Diplom-Biologe mit zoologisch-tierökologischem Schwerpunkt, war zunächst Akademischer Rat an der Universität Osnabrück und hat dann von 1993 bis 2018 Zoologie mit Schwerpunkt Tierökologie an der Hochschule Osnabrück gelehrt und auf diesem Gebiet geforscht. Als Emeritus ist er dort immer noch tätig. Herbert Zucchi ist seit seiner Jugend im Naturschutz aktiv. Er hat zahlreiche fach- und populärwissenschaftliche Artikel und einige Bücher verfasst.

        

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