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17.06.2022

Der erste Ausflug der Jungvögel - Alles für die Katz?

Naturschutzinitiative e.V. (NI) gibt Tipps zur Koexistenz von Katzenhaltung und Brutvogelbestand in den Siedlungen und appelliert an Katzenbesitzer und Vogelfreunde für ein verantwortungsvolles Miteinander

Die ersten Stunden nach dem Verlassen des Nestes - hier ein Rotkehlchen - sind sicherlich besonders gefährlich. Es wird noch lange dauern, bis der kleine Vogel über die Fähigkeiten verfügt, die ihm ein längeres Überleben ermöglichen – Foto: Immo Vollmer

Die Wonnemonate Mai und Juni sind die Hauptzeit der Vogelkinder. Ein scheinbar pausenloses Hin und Her fleißiger Vogeleltern findet dann einen ersten erfolgreichen Anschluss, wenn der Nachwuchs das Nest verlässt. Und auch für die Gartenbesitzer, die Nistkästen und Fütterungsautomaten aufgestellt haben, ist es der Lohn für diese Bemühungen um einen naturnahen Garten. Aber was ist, wenn die Bemühungen umsonst waren? Wenn sich in wenigen Stunden danach Nachbars Katze sämtliche Jungvögel holt?

Jungvögel sind in der Tat besonders durch Katzen gefährdet, da sie noch unerfahren sind und auch die motorischen Fähigkeiten erst einüben müssen. Auch wissen die Katzen oft schon recht gut, wann sich an welchem Nistkasten etwas tun wird. Als Lauerjäger haben sie große Geduld und Ausdauer den Ausflug der Jungvögel abzuwarten.

Bei Hauskatzen ist es nicht der Hunger, der die Jagd auslöst, sondern ein davon unabhängig angelegter Jagdtrieb. Diesem widmet sich die Hauskatze in ihrer „Freizeit“, die sie durch die menschliche Fütterung gewonnen hat.

Der Naturschutzreferent der NI, Dipl.-Biologe Immo Vollmer verweist auf Forschungsergebnisse aus verschiedenen Ländern, wonach hohe Hauskatzendichten dazu führen können, dass die Siedlung und ihr nahes Umfeld ihre Bedeutung als Tierrefugium verlieren.

In Deutschland leben ca. 13 Millionen Katzen, verteilt auf etwa 8 Millionen Halter. Diese 13 Mio. Katzen töten nach Schätzungen alleine in Deutschland bis zu 200 Millionen Vögel – meist ohne, dass es dem Nahrungserwerb dient. Neben Vögeln und Mäusen werden auch andere kleine Wirbeltiere wie Junghasen, Eidechsen, Blindschleichen und Amphibien sowie Großinsekten erbeutet. Der Anteil getöteter Vögel an der Gesamtpopulation, auch wenn vielleicht deutlich weniger als zuvor genannt, ist schon beachtlich, da für Deutschland durch das Bundesamt für Naturschutz bis zu 100 Millionen Brutpaare angegeben werden (zu den Brutvögeln kommen Nichtbrüter, Jungtiere in unterschiedlichem Alter und Zugvögel). Die Zahlen machen klar, dass der Verlust durch Katzen einen erheblichen Populationsteil der Vögel betrifft. Da die Hauskatzendichte in Siedlungen wesentlich höher ist als in der offenen Landschaft ist auch der Anteil getöteter Vögel hier wesentlich höher.

Zudem entspricht die Hauskatzendichte keinem natürlichen Räuber-Beute-Verhältnis und nimmt zwischen Dorf und Stadt noch deutlich zu. Für die Schweiz wurde für den ländlichen Raum eine Katzendichte von 50-60 Katzen pro km² ermittelt, für den Raum Zürich sind es schon 430 Katzen pro km². Wenn man einen Vergleich mit der natürlichen Populationsdichte unserer heimischen Wildkatze macht, wird das gestörte Räuber-Beute-Verhältnis besonders deutlich: Selbst in den Dichtezentren beträgt diese höchstens ca. 0,5 Tiere pro km². Damit wird auch klar, dass die Wildkatzen wie auch andere Beutegreifer in der Regel keinen Einfluss auf das Vorkommen der Beutetiere haben. Ihre Populationen sind im Vergleich zu ihren Beutetieren sehr klein. Auf die Vogelwelt übt die Wildkatze keinen Einfluss aus, da sie ein fast reiner Mäusejäger ist.

Die Naturschutzinitiative möchte mit dieser Auflistung keine Kampagne gegen die Hauskatzenhaltung starten. Der Charme der Hauskatze macht sie zu einer sehr angenehmen Mitbewohnerin für uns Menschen. Haustiere geben Halt und Trost in einer immer anonymer werdenden Gesellschaft. Die NI ist der Meinung, dass sich Katzenhaltung und Wildvogelpopulation vertragen, wenn gewisse Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Biologe Vollmer möchte deshalb Tipps für Katzenhalter und Vogelfreunde geben:

Welche Möglichkeiten haben Katzenhalter?

Zuallererst stellt sich die grundsätzliche Frage: Muss das nächste Haustier überhaupt eine Katze sein und kann ich der Verantwortung für das gewünschte Tier nachkommen und ihm ein artgerechtes Leben bieten?

Alle Hauskatzen, sofern sie nicht der Zucht dienen, sollten kastriert bzw. sterilisiert werden. Tierärztlich ist dieses ein geringer und wenig teurer Eingriff und verhindert Populationen herrenloser Katzen.

Je nach Rasse, Wohnungsgröße und Lage sollte eine reine Wohnungshaltung angestrebt werden, denn es ist immer mühselig, einmal etablierte Freigänger-Gewohnheiten wieder einzuschränken.

Eine saisonale reine Wohnungshaltung wäre in den Monaten zwischen Mitte April und Mitte Juli anzustreben. Zumindest wenn Jungvögel oder stark warnende Elternvögel bemerkt werden, sollten Katzen im Haus gehalten werden. Wer einen besetzten Nistkasten im Garten hat, kann schon an einem stark zunehmenden Futtereinflug der Elternvögel abschätzen, dass der Ausflug bald bevorsteht.

Sollte keine saisonale Wohnungshaltung gewollt oder möglich sein, wäre zumindest eine Ausgangssperre in den morgendlichen Hauptnahrungszeiten der Vögel zumutbar. Hier sollte die Katze daran gewöhnt werden, dass sie erst zur Mittagszeit „Freigang“ erhält.

Auch der Abend kann ein empfindlicher Zeitraum sein, insbesondere wenn die Katzen durch das Umfeld der Siedlungen streifen und dort Populationen schutzbedeutsamer Tiere wie bodenbrütende Feldvögel, Eidechsen oder (wo noch vorhanden) Feldhamster reduzieren.

Weiterhin kann der Jagderfolg der Katzen durch Halsbänder gemindert werden. Die Schweizer Vogelwarte in Sempach empfiehlt hierzu sehr breite bunte Halsbänder. Ein schon etabliertes und käufliches Hilfsmittel sind Halsbänder mit akustischer Warnung, wie beispielsweise Glöckchen.

Welche Maßnahmen stehen Vogelfreunden zur Verfügung?

Mögliche Konfliktstellen sollten entschärft werden, indem man z. B. möglichst gefahrlose Orte für Vogelhilfen auswählt.

Die Nisthilfen sind katzensicher in einer Höhe von über 1,5 m anzubringen.

Futter- und Badestellen sollten an offenen und übersichtlichen Stellen platziert werden. Dieses kann gut die asphaltierte Zufahrt oder Hoffläche sein. So kann auch im Sinne der Infektionsverhütung, um Vogelkrankheiten vorzubeugen, die Futterstelle variabel gehalten werden. Zudem reinigt sie sich dann über den Regen und die Zeit selbst.

Futterspender müssen katzensicher aufgehängt werden. Sie sollten trotz hoher Aufhängung zusätzlich weit entfernt von einem möglichen Katzenversteck sein, da das heruntergefallene Futter von Vögeln aufgesammelt wird. Gerade Finkenvögel nehmen solche Bodensituationen lieber an als die Futterhäuser selbst.

Nistplätze bzw. Nistkästen sind möglichst gegen das Erklettern zu schützen. So können Stammmanschetten aus Blech oder Plastik - oder horizontale Sperren aus Metallstäben oder Zweigen von Dornensträuchern (Rose, Brombeere, Schlehe) in einer Höhe von ca. 1,7 - 2 m angebracht werden.

In Fällen von sehr aufdringlichen Katzen helfen Hochfrequenzsender (wie zur Wühlmaus- und Maulwurfabwehr), die auch für Katzen unangenehm sind, oder das griffbereite Wassergefäß um die Katze nass zu spritzen (meist reicht die entsprechende Drohung). Es ist aber selbstverständlich, dass aus tierschutzrechtlichen Gründen nichts unternommen werden darf, was Katzen verletzen könnte.

 

Hauskatzen in hohen Bestandsdichten können ein erhebliches Problem für den Artenschutz im Siedlungsbereich sein. Mit rücksichtsvollen Maßnahmen könnte das Problem deutlich reduziert werden. – Foto: Immo Vollmer

 

Weiterführende Information zu dem Thema:

Bruno P. Kremer, Klaus Richarz (2020):Tiere in meinem Garten -

Wertvolle Lebensräume für Vögel, Insekten und andere Wildtiere gestalten.

Haupt-Verlag, 288 S., ISBN 978-3-258-081155-7

 

https://www.vogelwarte.ch/de/voegel/ratgeber/gefahren-fuer-voegel/katzen-und-voegel

 

Bunte Katzenhalsbänder: https://www.tierwelt.ch/artikel/haustiere/default-df64fb8df2-419683

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