12.05.2023
Hessen
Braunkehlchen ist Vogel des Jahres 2023
Vorbote des Artensterbens?

Der Naturschutzbund Deutschland hat das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) zum Vogel des Jahres 2023 ausgerufen. Der Vogel des Jahres soll meist auf eine bedrohte Art und deren Lebensräume aufmerksam machen. Unser Länder- und Fachbeirat aus Hessen, der Ornithologe Arno Werner, beobachtet diese sperlingsgroßen Wiesenvögel schon viele Jahre und registriert deren besorgniserregenden Rückgang.
Braunkehlchen sind Bodenbrüter, die sich während der Brutzeit von allerlei Insekten ernähren. Ein Gelege hat zumeist zwischen vier bis sieben Eier. Die Jungen schlüpfen nach ca. 14 Tagen. Die intensive Bewirtschaftung von Wiesen mit frühen und mehrfachen Grasschnitten im Jahr und die Düngung mit Gülle machen es dem Braunkehlchen derzeit fast unmöglich, auf konventionell bewirtschafteten Wiesen noch Junge aufzuziehen. Grund hierfür ist die zwangsläufige Zerstörung von Gelegen durch die Mahd und die aus der häufigen Mahd und Düngung resultierende Insektenarmut. Außerdem lieben es Braunkehlchen kühl und feucht und auch da kommt es durch die Klimaerwärmung zu einem weiteren Problem. Arno Werner berichtet, dass etwa zeitgleich mit dem Ende der Brutvorkommen des Braunkehlchens auch weitere Mitbewohner der Wiesenlandschaften in der Fuldaaue, beispielsweise Vögel wie Kiebitz, Bekassine, Wachtelkönig, Rebhuhn und Wiesenpieper ihre Bruthabitate verloren haben.
"Die Extensivierung der Grünlandnutzung mit Reduktion von Düngemitteln und späten Mahdterminen sind die nötigen Schutzmaßnahmen auf den für die Vögel geeigneten Flächen, zur Verhinderung weiterer Verluste der Braunkehlchen, aber auch anderer Bodenbrüter", so Nadine Käs (M.Sc. agr. und NI-Länder- und Fachbeirätin). Im Fall der Fuldaaue könnte man damit laut Arno Werner zumindest einen regionalen Beitrag zur Sicherung von Resthabitaten zur Zugzeit leisten. Denn es sei extrem schwierig diese Art wieder anzusiedeln, so der Ornithologe.