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01.02.2024

Beobachtungstipps zur Winterrast der Vögel in Deutschland

Weißwangengans (Anser albifrons) am Rand des winterlichen Verbreitungsgebietes, hier am Sieglarer See bei Troisdorf - Foto: Immo Vollmer

Wenn im Herbst die Kraniche über uns hinweggezogen sind und der Vogelzug so langsam abklingt, ist es dann einsam in unserer Vogelwelt geworden?

Der Naturschutzreferent der NI, Dipl.-Biologe Immo Vollmer, gibt im Folgenden einige aktuelle Beobachtungen aus dem westdeutschen Raum zwischen Bonn, Neuwied und dem Westerwald wieder, die zeigen sollen, dass es auch im Winter vogelkundlich ganz interessant in unserem Land ist.

Teilzieher

Bei vielen uns bekannten Arten merkt man gar nicht, dass diese auch Zugvögel sein können.

So sind viele einheimische Vogelarten Teilzieher. Während die Vögel in klimatisch günstigeren Bereichen ausharren, ziehen sie in Regionen mit härteren Wintern fort. So erreichen uns z.B. Amseln, Kohlmeisen oder Buchfinken aus osteuropäischen oder skandinavischen Regionen, während die hier ansässigen Brutvögel dann oft etwas weiter nach West/Südwest ausweichen. Sieht man im Winter größere Buchfinkentrupps im Wald, fallen bei näherem Hinsehen oft begleitende Bergfinken auf, die orangefarbige Gefiederpartien haben. Das Herkunftsgebiet der Bergfinken ist der Großteil der skandinavischen Länder, des Baltikums aber auch Teile von Nordosteuropas und Westsibiriens.

Viele neue Gäste auf Still- und Fließgewässern

Auffälliger ist der Zuzug nordöstlicher Brutvögel bei verschiedenen Wasservögeln, die in Deutschland oder Teilen davon einen Teil ihres regulären Winterrastgebietes finden. Der auf Flüssen in Westdeutschland anzutreffende Gänsesäger (Mergus merganser) kommt meist aus Finnland, Schweden und dem Baltikum. Reiher- und Tafelenten (Aythya fuligula und A. ferina) brüten auch in Deutschland. Die jetzt im Winter auf Stillgewässern anzutreffenden Vögel kommen aber überwiegend aus Finnland und dem Baltikum, können aber auch aus Mittelsibirien oder Nordskandinavien kommen.

So können im Winter einige Entenarten auf westdeutschen Gewässern beobachtet werden, die im skandinavischen Raum, dem Baltikum bis ins nördliche Mittelsibirien brüten.

Die Pfeifente überwintert meist im küstennahen Raum, ist aber in wenigen Exemplaren auch an den westdeutschen Gewässern wie z.B. den Seen in der niederrheinischen Bucht, im Neuwieder Becken oder auf der Dreifelder Seenplatte zu sehen. Noch seltener sind Samtente und Bergente, die meist an der Ostsee überwintern. Es ist eine Seltenheit, wenn sich Bergenten an westdeutschen Seen zeigen. Im Zeitraum Dezember-Januar wurden aber öfters Bergenten gemeldet, so im Bonner Rheinaupark, am Kannsee bei Neuwied, Wiesensee bei Westerburg (Westerwald), Krombachtalsperre bei Rennerod (Westerwald) oder an einigen Seen um Köln herum. Die Samtente (Melanitta fusca) wurde bis zuletzt als Ausnahmebeobachtung noch auf dem Mondorfer See bei Bonn (29.01.2024) und dem Liblarer See (bis 07.01.2024) bei Brühl gesehen.

Winterrast der arktischen Gänse

Verschiedene Gänsearten, die ihre Brutgebiete in Nordsibirien bzw. den Eismeerregionen bis zur Taimyr-Halbinsel haben, überwintern in den westeuropäischen Küstenregionen, wobei sich das Winterrastgebiet den Rhein herunter bis in die Region von Bonn zieht. Dann haben sie einen Weg von 3000-5000 km hinter sich. Da Gänse schon relativ schwer sind und nicht kräftesparend segeln können wie Störche oder Großgreifvögel, sind die weiten Zugwege eine erhebliche Kraftleistung. Um die verbrauchten Energien wieder aufzutanken braucht es gute und störungsarme Rastgebiete mit hohem Grünlandanteil.

So rasten aktuell noch in der Südspitze der niederrheinischen Bucht Blässgänse (Anser albifrons) und Weißwangengänse (Branta leucopsis) sowie Tundrasaatgänse (Anser serrirostris), die abends oft ihr Schlafgewässer am Sieglarer See bei Troisdorf haben. Dazu kommen regelmäßig Graugänse und neozoische Gänse. Ein ruhiges Rastgewässer für die Nacht und ausreichend Grünlandflächen und auch eingestreute Ackerkulturen, sind für so ein Rastgebiet eine Voraussetzung.

Die in der Regel an der Deutschen Küste teils in großen Schwärmen rastende Dunkelbäuchige Ringelgans (Branta bernicla bernicla) brütet im nördlichen Zentralsibirien incl. Taimyr-Halbinsel. Eine Bestandsübersicht auf der Internetseite www.ornitho.de wies zum Dezember nur 20 Vorkommen in Deutschland außerhalb der Küstenregion auf. Eine dieser Gänse hatte sich in den Rheinaupark Bonn verirrt, wo sie zusammen mit Nilgänsen vom 26. bis zum 31.12.2023 weidete.

Gäste aus Amerika oder Island

Absolut selten finden Vögel den Weg zu uns, die in Nordamerika brüten. Am ehesten, wenn auch Island besiedelt wird.

Eistaucher (Gavia immer) haben eine solche Brutverbreitung und sind somit extrem seltene Überwinterungsgäste. Aus den letzten Jahren gab es im Großraum Köln-Bonn-Koblenz nur sehr wenige Meldungen. Zwischen Dezember 2023 und Januar 2024 gab es dagegen aber mehrere Vorkommen im hier betrachteten Raum, z.B. Krombachtalsperre bei Rennerod (Westerwald), Dhünntalsperre bei Kürten, Kannsee bei Neuwied und Rotter See bei Bonn. Bis auf den Rastvogel auf der Dhünntalsperre sind die Vögel aber bei dem letzten Wintereinbruch weitergezogen. Das traf auch auf die männliche Kleine Bergente (=Kanadabergente, Aythya affinis) zu, die sich zwischen 26.11. bis zum 18.12.2023 auf dem Kannsee bei Neuwied und (wohl identisch) ab 19.12. bis 10.01.24 auf der Krombachtalsperre bei Rennerod aufhielt. Ob auch das seit 20.01.2024 im Raum Weil/Basel dokumentierte männliche Tier identisch mit den vorherigen Dokumentationen ist? Es war jeweils der einzige Nachweis für Deutschland.

Zuzug aus den Alpen

Ein Zuzug aus dem Süden ist im Winter sehr selten. Aktuell (Dez./Jan. 2023/24) wird an drei verschiedenen Stellen am Mittelrhein, so am Drachenfels bei Konigswinter, am Steinbruch Stingenberg bei Bonn oder bei St. Goar, der Mauerläufer beobachtet, der ansonsten steile Felsbereiche der Alpen besiedelt. Im Winter sucht er zwar tiefere Lagen auf, Bewegungen in die nördlich gelegenen Mittelgebirge sind aber äußerst selten. Entsprechend viele Vogelfreunde reisen deshalb an die genannten Orte, um den Vogel mal zu sehen.

Auswirkungen der Silvesterfeuerwerke

Bei den Besonderheiten, die von begeisterten Vogelfreunden täglich auf Meldeplattformen dokumentiert werden, kann gut deren Aufenthaltszeit festgestellt werden. Über den hier betrachteten Jahreswechsel 2023/24 fiel deutlich auf, dass mit der Silvesternacht die Ringelgans im Bonner Rheinaupark, der Eistaucher vom Rotter See und der Mauerläufer vom Stingenberg bei Bonn aus den Meldungen verschwanden. Lediglich der Mauerläufer stellte sich ab 04.01. wieder ein. Es sind alles Orte, die auch vom Silvesterfeuerwerk der umgebenden Orte berührt sind oder die von Menschen zum Jahreswechsel aufgesucht werden. Es mögen Indizien für die wohl berechtigte Vermutung sein, dass die Silvesternacht für die meisten Tiere eine Nacht des Schreckens ist, die auch die Aufenthaltsorte der hier rastenden Vögel kräftig durchmischt.

Zugvogelschutz

Die Zugzeit ist für die Vögel keine einfache Zeit und fordert ihnen Höchstleistungen ab, die sie nur erbringen können, wenn sichere und nahrungsreiche Rastplätze zur Verfügung stehen. Wir Menschen sollten den Leistungen der Zugvögel hohen Respekt entgegenbringen und uns für sichere Zug- und Rastgebiete einsetzen. Auch sollten unsere Beobachtungen nicht dazu führen, dass rastende Vögel gestört werden und auffliegen. Hier sollten wir unbedingt ausreichend Distanz halten!

Dunkelbäuchige Ringelgans (Branta bernicla bernicla). Einzeltier weitab der normalen Rastgebiete an der Küste im Rheinaupark Bonn zusammen mit Nilgänsen - Foto: Immo Vollmer

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