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14.07.2022 – PRESSEMITTEILUNG

Naturschutzinitiative (NI) warnt vor Verteufelung des Jakobskreuzkrautes

Der hauptsächlich nachtaktive Blutbär lebt nach dem Schlupf nur wenige Tage, wo er sich auf die Vermehrung und die Eiablage konzentriert. Foto: Immo Vollmer
 

Naturschutzinitiative (NI) warnt vor Verteufelung des Jakobskreuzkrautes

Mit der Sommer-Sonnenwende ändert sich etwas das Bild der Vegetation. Frühjahrspflanzen wie Wiesen-Kerbel, Wiesen-Pippau oder Schöllkraut weichen dann Hochsommerpflanzen wie den Johanniskräutern, den Flockenblumen oder den Kreuzkräutern, von denen das Jakobskreuzkraut in den letzten Jahren stark in Verruf gekommen ist.

Eine Pflanze mit zwei Facetten: naturschutzfachlich bedeutend, aber auch problematisch

Neuere Forschungen der Veterinärmedizin stellten die Giftwirkung der Pflanze heraus, weswegen Pferde- und teils auch Rinder- und Schafhalter Wert auf Heu legen, dass frei von dieser Pflanze ist. Wie der Veterinärmediziner und Biologe Konstantin Müller vom Vorstand der NI erläutert, handelt es sich beim Jakobskreuzkraut um ein heimisches Weideunkraut, das von den Weidetieren in der Regel aufgrund schlecht schmeckender Inhaltsstoffe nicht verbissen wird, wobei der negative Geschmack aber im getrockneten Heu oder der Silage verschwindet. Bei einer regelmäßigen Aufnahme kann es zu einer bedenklichen Anreicherung von toxischen Stoffen im Tier kommen, was bis zum Tode führen kann.

Als Folge von geschürter Angst sowie Desinformation und Unwissen kam es bisher zu regelrechten Ausrottungsfeldzügen gegen diese Pflanze. So werden heute manche Pferdehalter nervös, wenn überhaupt eine gelbblühende Pflanze auf der Wiese zu sehen ist. Gemeinden und auch Straßenbauverwaltungen mähten in der Folge ökologisch reichhaltige Säume regelmäßig kurz oder spritzten gegen Blütenpflanzen und es gibt Empfehlungen zur Bekämpfung in Gärten, nur um keine „Ausbreitungsquelle“ zu liefern.

„Diese Aktionen sind aber völlig unangebracht“, so Dipl.-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI: „Das Jakobskreuzkraut und seine nahe Verwandtschaft ist ökologisch gesehen eine der wertvollsten Pflanzen im heimischem Grünland“.

Große ökologische Bedeutung des Jakobskreuzkrautes

Auffällig sind eine Vielzahl an Schmetterlingen, Schwebfliegen, Käfer und andere Insekten, die die gelbblühende Pflanze besuchen. Beim genaueren Hinschauen kann hier und da noch die schwarz-gelb geringelte Raupe des „Blutbären“ oder auch „Jakobskrautbär“ (wissenschaftlicher Name Thyria jacobaea) an der Pflanze beobachtet werden. Diese ernährt sich ausschließlich von dieser Pflanze. Mit ihrer Ringelung erinnert die Raupe etwas an die aus Kinderbüchern bekannte Biene Maja. Die Raupe versteckt sich später bodennah, wo sie sich verpuppt um im kommenden Jahr von April bis Juni als nicht minder farbenprächtiger Schmetterling, jetzt aber rot gestreift, zu schlüpfen. Biologe Vollmer erläutert, dass die auffälligen Farben von Schmetterling und Raupe Warntrachten sind, die potenziellen Fressfeinden signalisiert: „Ich bin giftig und ungenießbar“. Dieses ist auch tatsächlich so, denn die Raupen lagern die Gifte des Jakobskreuzkrautes zu ihrem eigenen Schutz in hoher Konzentration in ihrem Körper ein.

Solche engen Abhängigkeiten zwischen Tier und Pflanze sind Ergebnis einer Koevolution von Tier und Pflanze, die schon viele zehntausende Jahre, vielleicht auch Millionen Jahre angedauert hat, so Vollmer. „Die somit schon sehr lange hier heimische Art wird in einigen Nutzer- und Naturschutzkreisen dagegen fälschlicherweise als ein sich ausbreitender Neophyt gesehen, der bekämpft werden müsse“, so I. Vollmer.

Veterinär und Biologe Konstantin Müller weist aber auch darauf hin, dass es in den letzten Jahrzehnten gerade in extensiv genutzten Wiesenkulturen zu einer starken Ausbreitung der Pflanze gekommen ist und dass dann der Aufwuchs teils nicht genutzt werden könne. Dieses könne dann dazu führen, dass entweder die Nutzung aufgegeben oder mit Herbiziden das gesamte Blütenpflanzenaufkommen vernichtet werde. „Dieses können wir aus Naturschutzsicht auch nicht wollen“, so der Umweltverband.

Die auffällig schwarz-gelbe Raupe des Blutbären (auch Kreuzkrautbär) lebt nur am Jakobs-Kreuzkraut und seinen nächsten Kreuzkraut-Verwandten. Da die meist zu mehreren auftretenden Raupen einen guten Appetit haben und bevorzugt die Blütenköpfchen fressen, kommt das auf der Wiese teilweise problematische Kreuzkraut nicht mehr zum Aussamen. Die Raupen können mehrfach die Pflanze wechseln. Damit sind hervorragende Bedingungen gegeben, die Raupe auch gezielt dort einzusetzen, wo stark ausbreitende Kreuzkrautbestände in naturschutzfachlich wertvollen Mähwiesen zum Problem werden. Foto: Immo Vollmer

Keine überzogenen Reaktionen

Dennoch warnen die NI Fachleute Müller und Vollmer eindringlich vor den Folgen überzogener Reaktionen und fordern das Tolerieren dieser interessanten Pflanze an Wuchsorten, wo sie unproblematisch ist. „Wir begrüßen Initiativen auf naturschutzfachlich wertvollen Wiesen, wo das Jakobskreuzkraut per Hand ausgerissen oder ausgestochen wird, um keine Herbizide einzusetzen“, so die NI. „Wir fordern aber umgekehrt, die Art und ihre insektenreiche Lebensgemeinschaft dort zu tolerieren, wo es unkritisch ist oder nur geringe Nebenwirkungen zu befürchten sind“, so Müller und Vollmer.

Biologische „Schädlingsbekämpfung“

Die beste Lösung für die Natur bietet die Kreuzkrautreduktion über seinen Fressfeind, den Blutbär selbst. Diese können selbst größere Bestände völlig zusammenfressen. Das ist aber nur in spät gemähten Wiesen oder Brachen möglich. Hier muss der Falter aber erst einmal hinfinden, um dann über einige Jahre einen größeren Bestand aufzubauen. Arbeiten zur Anwendbarkeit in der biologischen Schädlingsbekämpfung über eine Vorvermehrung der Art laufen bereits und sind sehr vielversprechend.

„Ein gewisser Anteil der heimischen Pflanzen, Pilze und Tiere sind halt giftig“, so die NI-Fachleute. „Das für sich aber darf kein Grund für überzogene Ausrottungskampagnen sein, die der Biodiversität insgesamt schaden. Ein gewisses Fingerspitzengefühl ist nötig zwischen dem Erhalt von Wiesen als Orte mit hoher Bedeutung für die Biodiversität und den Nutzungsanforderungen“, so die beiden Biologen.

Weitere Empfehlungen der NI

Das Vorkommen von Einzelpflanzen ohne Ausbreitungstendenz in Wiesen zu tolerieren.

Das Vorkommen des Jakobskreuzkrauts auf Weiden bis auf eine überstarke Zunahme generell zu tolerieren. Die Anreicherung der Pflanze als Weideunkraut zeigt, dass die Pflanze vom Weidevieh nicht aufgenommen wird.

Keine Bekämpfung auf nicht wirtschaftlich genutzten Flächen wie Weg- und Straßensäumen, Gärten oder Brachen in Siedlung und Landschaft. Das Blühen an unkritischen Standorten muss aufgrund der hohen ökologischen Bedeutung der Art möglich sein. Säume mit dem Blutbär sollten erst spät ab Mitte August gemäht werden. Die Bekämpfung mit Gift (Herbiziden) lehnt die NI ab, Naturschutzziel muss eine blüten- und insektenreiche Wiese sein.

Vor einer Bekämpfung ist sich erst einmal mit der Pflanze vertraut zu machen. Wenig fachkundige Menschen dürften Probleme mit der Unterscheidung gegen andere gelb blühende Körbchenblüher haben wie z.B. Wiesenpippau, Habichtskräuter, Ferkelkraut und

weitere. Aber auch Fachkundige haben oft noch Probleme mit der Unterscheidung der ähnlich aussehenden Kreuzkraut-Arten Raukenblättriges Greiskraut (Senecio erucifolius), Wasser-Greiskraut (S. aquaticus) und Spreizendes Greiskraut (S. erraticus), wobei die letzten Pflanzen in den meisten Bundesländern im Bestand stark gefährdet sind, da sie nur selten in Feuchtwiesen auftreten.

Bearbeitungsgänge bei feuchten Böden sollten vermieden werden, da dieses Bodenverwundungen begünstigt. Die Etablierung von durch Wind verbreiteten Samen wie denen von Kreuzkraut oder Disteln hängt vor allem durch den Grad der Bodenverwundung bei landwirtschaftlichen Arbeitsgängen zusammen.

Bei deutlicher Zunahme sind die Mahdzeitpunkte ggf. zu variieren und es kann eine 2-schürige, (ggf. auch 3-schürige) Mahd bei Verzicht von Stickstoffdünger probiert werden. Hauptsächlich ist Jakobskreuzkraut ein Problem von spät gemähten Flächen, wo die Hochsommerpflanze gut zum Aussamen kommen kann. Zweischürig gemähte Wiesen sind bei mittleren Bodenverhältnissen in der Regel floristisch deutlich artenreicher als die nur einmal spät bewirtschafteten Bestände.

Aktivisten der NI unterstützen die Landwirte beim Ausreißen von Jakobskreuzkraut in naturschutzfachlich wertvollen Mähwiesen. Foto: Uwe Röder-Moldenhauer
Aktivistin der NI unterstützt die Landwirte beim Ausreißen von Jakobskreuzkraut in naturschutzfachlich wertvollen Mähwiesen. Foto: NI

 

 


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